Der Begriff "komedogen" ist nicht so einfach zu erklären, denn es steckt viel mehr dahinter als Mitesser und Pickel verursachende Inhaltsstoffe. Welche Bedeutung der Fachbegriff "komedogen" hat und welche weiteren Informationen für dich wichtig sind, erklären wir dir in diesem Artikel.
Was heißt "komedogen" im Zusammenhang mit Kosmetik?
Mit dem Begriff "komedogen" werden Substanzen bezeichnet, die eine unerwünschte Wirkung haben – die Verursachung von Komedonen, also verstopfte Poren und Talgdrüsen. Betroffene Substanzen in Kosmetik begünstigen in unterschiedlichem Ausmaß die Entstehung von Unreinheiten und sollten deshalb vor allem von Personen mit der Neigung zu unreiner Haut oder Akne gemieden werden.
Geschlossene vs. offene Komedonen
Komedonen werden umgangssprachlich auch ‚Mitesser‘ genannt und sind erweiterte, mit Keratin, Hauttalg und meist auch Bakterien (Propionibakterien) gefüllte Haarfollikel. Ein geschlossener Komedo wird auch ‚Whitehead‘ genannt und scheint weißlich rund unter der Hautoberfläche hindurch. Der Komedo kann sich jedoch auch zu einem offenen ‚Mitesser‘ entwickeln, dem sogenannten ‚Blackhead‘, welcher durch einen dunklen Horn-Talg-Pfropf in den Poren charakterisiert ist.
Was sind komedogene und nicht-komedogene Stoffe in Kosmetik und Make-up?
Kosmetische Inhaltsstoffe wie beispielsweise Lanolin, Paraffin, bestimmte Pflanzenöle und chemisch definierte Substanzen wie Butylstearat, Laurylalkohol und Ölsäure wurden bereits als komedogen klassifiziert. Das heißt, wenn sie zum Beispiel in deiner Hautcreme enthalten sind, können sie die Komedonenbildung fördern. [1]
Eine Skala für komedogene Stoffe
Histologisch werden Komedonen auf einer Skala von 0 bis 3+ bzw. 4+ eingestuft:
0 = Normale vereinzelte locker angeordnete Korneozyten.
1 + = Kleine Ansammlungen von Hornzellmaterial ohne Ausweitung.
2 + = Mäßige Hornansammlung, die den Follikel ausweitet.
3 + = Der Follikel ist durch eine kompakte Hornansammlung weiträumig ausgeweitet.
4 + = Zusammenfließende Beteiligung.
Hier findest du derzeit in der Forschung bekannte komedogene Inhaltsstoffe in der Übersicht. Als komedogen-frei kannst du folglich Inhaltsstoffe bewerten, die hier nicht aufgeführt sind. Ein Hinweis: Ableitungen aus Tabellenwerten für kosmetische Rohstoffe können lediglich grobe Hinweise geben, eine Übertragbarkeit auf das Endprodukt ist aber sehr vage.
Komedogene Öle, Fette und Wachse
Deutsche Bezeichnung |
INCI |
---|---|
Erdnussöl |
ARACHIS HYPOGAEA OIL |
Kakaobutter |
THEOBROMA CACAO BUTTER |
Kokosöl |
COCOS NUCIFERA OIL |
Maiskeimöl |
ZEA MAYS OIL |
Olivenöl |
OLEA EUROPAEA OIL |
Sesamöl |
SESAMUM INDICUM OIL |
Wollwachs |
LANOLIN |
Komedogene Lösungsmittel und -vermittler
Deutsche Bezeichnung |
INCI |
---|---|
Butylstearat |
BUTYL STEARATE |
Hexylenglycol |
HEXYLENE GLYCOL |
Macrogol 300 |
PEG-6 |
Macrogol-2-myristylpropionat |
PEG-2 MYRISTYL PROPIONATE |
Stearinsäure |
STEARIC ACID |
Komedogene Waschsubstanzen und Tenside
Deutsche Bezeichnung |
INCI |
---|---|
Isopropylmyristat |
ISOPROPYL MYRISTATE |
Natriumlaurylsulfat |
SODIUM LAURYLSULFATE |
Ölsäure |
OLEIC ACID |
Welche Produkte sind komedogen? So erkennst du komedogene Produkte
Hast du unreine Haut wegen komedogener Inhaltsstoffe in deiner Creme? So pauschal kann man das leider nicht sagen. Das Ausmaß der komedogenen Wirkung von Inhaltsstoffen kann durch Verdünnung und Mischung in Kosmetik stark variieren und sich dadurch sogar verringern; komedogene Inhaltsstoffe bedeuten also nicht gleich komedogene Produkte. Isopropylpalmitat und Butylstearat beispielsweise wurden bei einer Konzentration von 100 % getestet und ergaben einen Mittelwert von 3,3 bzw. 4. In geringeren Konzentrationen von 1 %, 10 % und 25 % in Vaseline waren die Ergebnisse jedoch signifikant anders mit Werten zwischen 1 und 2.
Eine Einstufung von kosmetischen Rohstoffen ist stark abhängig von der Zusammensetzung von Hautpflegeprodukten wie auch der Dosierung und Reinheit möglicher komedogener Bestandteile und nicht allein abhängig von einzelnen Inhaltsstoffen.
Mareike, GründerinAuch in Probandentests wurde beobachtet, dass es abhängig von der Konzentration, der Rezeptur von Pflegeprodukten sowie des gewählten Anwendungsszenarios (Anwendungsort, -dauer, und -häufigkeit auf der Haut) ist, ob Stoffe komedogen wirken oder nicht. Daher können aus den derzeitigen Tests und Rohstoffeinstufungen kaum allgemeingültige Aussagen gemacht werden, ob ein kosmetisches Produkt komedogen oder komedogen-frei ist.
Komedogen oder nicht komedogen? Der Kaninchenohrversuch
Die Komedogenität einer Substanz zeigt sich nicht durch chemische oder pharmakologische Eigenschaften, weswegen früher der Effekt jedes einzelnen Wirkstoffs an Kaninchenohren getestet wurde. Wirkstoffe, die im Kaninchenohrtest eine ausgeprägte Komedogenität aufwiesen, neigen auch dazu, in menschlichen Follikeln komedogen zu wirken. Allerdings gibt es hierzu kontroverse Meinungen, da das Kaninchenohr sich hinsichtlich der Anatomie und der Hyperkeratose deutlich von der des Menschen unterscheidet. Nach der europäischen Kosmetikverordnung (EU-KVO Nr. 1223/2009) sind Tierversuche mittlerweile verboten und mangels alternativer Tests kann das komedogene Potenzial somit nicht mehr geprüft werden.
Welche Produkte helfen bei unreiner Haut?
Wichtig ist, zu verstehen, dass Hautunreinheiten und Mitesser von vielen Faktoren verursacht werden können: durch die Veränderung des körpereigenen Hormonhaushalts in der Pubertät oder nach Absetzen der Pille, die (westliche Fehl-)Ernährungsweise, mikrobielles Ungleichgewicht auf der Haut oder bei anderen Umständen.
Komedogene Inhaltsstoffe in Kosmetika werden aber demgegenüber nicht als relevante Auslöser für Akne im Erwachsenenalter eingeschätzt.
Mareike, GründerinGeeignete Kosmetika können bei Menschen mit Unreinheiten und Pickeln zu einer Abnahme insbesondere entzündlicher Läsionen beitragen und bei bestehender Akne eine pharmakologische Aknetherapie sinnvoll unterstützen.
Die Reinigung der zur Akne und Mitessern neigenden Haut sollte seifenfrei mit schwach sauren Präparaten im pH-Bereich von 5,5 erfolgen.
Inhaltsstoffe wie beispielsweise Nicotinamid, Milchsäure, Triethylacetat/ Ethyllineolat und präbiotisch wirksame Pflanzenextrakte können in einer Creme oder einem anderen Produkt dazu beitragen, das Auftreten von Läsionen auf der Haut zu vermindern.
Generell können sanfte chemische Peelings mit AHA, BHA oder PHA bei der Reinigung der Poren und damit bei der Reduzierung von Mitessern helfen. Diese sollten jedoch nicht täglich eingesetzt werden.
Beim Auftreten von auffälligen Hauterscheinungen wie der Akne empfehlen wir die Verwendung einer nicht fettenden, nicht-komedogenen Gesichtscreme oder einer anderen Pflege, die auf betroffene Areale aufgetragen werden.
Als besonders wirksam erwiesen sich der Einsatz topisch applizierter Produkte mit Retinoiden, welche die Komedogenese unterdrücken. Sie beugen der Komedonenbildung vor und reduzieren bereits vorhandene Unreinheiten. [2]
Bei der Wahl deines Sonnenschutzes solltest du darauf achten, eine Sonnencreme mit nicht-komedogenen Inhaltsstoffen der Naturkosmetik zu wählen.
Bei zu Akne neigender Haut sollten die oben genannten Empfehlungen und Produkte jedoch in jedem Fall nur in Absprache mit einem Dermatologen angewendet werden, der deinen Hautzustand im Vorfeld einschätzt und dir weitere ärztliche Hilfe und Beratung bieten kann.
Finde heraus, wie deine Unreinheiten entstehen
Deine unreine Haut muss nicht unbedingt darauf begründen, dass deine Hautpflegeprodukte Inhaltsstoffe enthalten, die als komedogen eingestuft werden. Es gibt viele Gründe für die Entstehung von Unreinheiten. Versuche, die Ursache für deinen Hautzustand herauszufinden und dieser in Kombination mit Hautpflege für unreine Haut oder Mischhaut aus der Naturkosmetik entgegenzuwirken.
[1] Rose Hip (Rosa canina L.) Oils. Ahmad, N., Anwar, F. und Gilani, A.U. s.l. : Preedy, V.R. (Ed.), Essential Oils in Food Preservation, Flavor and Safety. AcademicPress, 2016.
[2] Krist, Sabine. Lexikon der Fette und Öle, 2. Auflage. s.l. : Springer-Verlag, 2013.
[3] Herstellerangaben. Allgemeine Spezifikation. 2020.
[4] A Systematic Review on the Rosa canina Effect and Efficacy Profiles. Chrubasik, C., et al. 22, s.l. : Phytotherapy Research, 2008.
[5] Herstellerangaben. Sicherheitsinformation. 2016.