Akne und Ernährung
Dr. med. Anne Gürtler
Hautärztin
Die Akne ist eine entzündliche Erkrankung der sogenannten Talgdrüsenhaarfollikel und die häufigste Hauterkrankung weltweit. In Deutschland weisen circa 80% aller Jugendlichen Zeichen einer Akne auf. Sie kann aber auch im Erwachsenenalter bestehen. Die Erkrankung entsteht aus einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Ernährung bei Akne ist ein viel diskutiertes Thema, zu dem es zahlreiche Mythen und Hypothesen gibt. "Superfoods“ können ein Hautbild nicht verbessern. Vielmehr sollte eine langfristige und nachhaltige Ernährungsumstellung angestrebt werden.
Dr. Anne Gürtler, Hautärztin
Bewiesen ist, dass ein sogenannter westlicher Ernährungsstil, geprägt von einem hohen Konsum an Saccharose (umgangssprachlich Haushaltszucker), oft versteckt in industriell gefertigen Produkten, dem Verzehr von hochverarbeiteten Getreideprodukten, großen Mengen an Milch und Milchprodukten sowie gesättigten Fetten zu einer Verschlechterung einer Akne führt. Diese Nahrungskomponenten bedingen eine Freisetzung des Hormons Insulin und des Wachstumsfaktors Insulin like growth factor 1 (IGF-1). Erhöhte Spiegel beeinflussen auf Zellebene verschiedene Schaltstellen, die schließlich eine Zunahme der Talgproduktion (Seborrhoe) und dadurch Verschlechterung des Hautbildes bedingen.
Süßigkeiten, Limonaden, Feinmehlprodukte wie industriell gefertigte Backwaren und „Fast-Foods“ führen nach dem Verzehr zu einem schnellen und hohen Blutzucker-, und Insulinanstieg und haben eine sogenannte hohe glykämische Last. Studien haben gezeigt, dass eine Ernährungsumstellung mit Reduktion der glykämischen Last zu einer klinischen Verbesserung einer Akne führt und sogar eine Reduktion der verschreibungspflichtigen Therapie erreicht werden kann. Hierzu zählen unverarbeitete Nahrungsmittel, also alle ohne Inhaltsstofflabel wie Gemüse, Früchte, Samen, Nüsse, Hülsenfrüchte sowie Vollkornprodukte. Zum Frühstück eignen sich zum Beispiel Haferflocken.
Insbesondere der Molken-Proteinanteil der Kuhmilch mit seinen verzweigtkettigen Aminosäuren (engl. branched-chain-amino acids (BCAA)), führt zu einer Zunahme der Talgproduktion und daher zu einer Verschlechterung einer Akne. Molke basierte Proteinshakes (engl. whey protein) sollten daher gemieden werden. Stattdessen können pflanzliche Proteinquellen wie Erbse, Reis oder Hanf konsumiert werden, da diese aufgrund ihrer Aminosäuren-Konstellation weniger talgdrüsenaktivierend wirken, während sie dennoch das Muskelwachstum stimulieren. Studien haben gezeigt, dass bereits der Verzehr von einem Glas Milch pro Tag zu einem signifikant erhöhten Aknerisiko führen kann. Müsli und Kaffee sollte daher mit pflanzlichen Milchalternativen genossen werden. Kaffee scheint übrigens keinen signifikanten negativen Einfluss auf eine Akne zu haben, eine wichtige Information für alle Kaffeeliebhaber/innen.
Welche Nahrungsmittel verbessern eine Akne? Das ist Gegenstand aktueller Forschungsbemühungen. Omega-3-Fettsäuren nehmen hier auf Grund ihrer bekannten entzündungshemmenden Effekte eine interessante Rolle ein. Omega-3-Fettsäuren können durch den Verzehr von Leinöl, Rapsöl, Walnüssen, Algen und Samen (v.a. Chia-, Hanf-, und geschroteten Leinsamen) aufgenommen werden. Probiotika (lebende Bakterienstämme zum Beispiel aus Sauerkraut, Kimchi, Miso, Kombucha, Joghurt) und Präbiotika (Ballaststoffe, Stärke) mit Einfluss auf das Darm- und Hautmikrobiom werden ebenfalls als mögliche Optionen begleitend zur Aknetherapie diskutiert. Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Zink, Biotin) sollten nur bei einem bestehenden Mangel eingenommen werden. Einige, wie zum Beispiel Vitamin B12, können eine bestehende Akne bei einer übermäßigen Einnahme sogar verschlechtern.
Insbesondere bei schweren Verläufen kann eine Akne nicht alleine durch die Ernährung geheilt werden und einige Patienten/innen haben trotz einer (sehr) gesunden Ernährung eine Akne. Das liegt daran, dass viele Faktoren eine Rolle spielen, wie hormonelle Einflüsse, die Hautpflege oder Stress welche in einem optimalen Behandlungsplan ebenfalls beachtet werden müssen.
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