Die häufigsten Fragen zu Retinol – beantwortet von einer Hautärztin

Mareike Peters Gründerin

Zu dem Wirkstoff Retinol gibt es oft viele Fragen: Wie wirkt er? Wie schnell lässt sich eine Verbesserung an der Haut erkennen? Was gibt es beim Kauf eines Retinol-Produkts zu beachten? Die Antworten verrät uns Hautärztin Dr. med. Anne Gürtler.

Was ist Retinol?

Retinol ist die Bezeichnung für das Vitamin A1. Vitamin A kann man sich wie eine große Familie mit verschiedenen Familienmitgliedern vorstellen, die alle unterschiedliche Charakteristika haben. Wenn wir uns für die kosmetischen Retinoide interessieren, stößt man immer wieder auf die gleichen Namen: Retinol-Ester, Retinol, Retinal und die Retinsäure (Tretinoin). Sie gehen alle über chemische Verbindungen ineinander über.

Was verbessert Retinol an meiner Haut?

Retinol ist – nach UV-Schutz – die beste „Anti-Aging-Waffe“, weil Retinol es schafft, die Schäden, die durch UV-Licht in der Haut hervorgerufen werden, ein wenig rückgängig zu machen. Denn, was macht UV? Es führt dazu, dass feine Fältchen entstehen (die Hautalterung entsteht vor allem durch UV-A-Strahlen), die Hautstruktur unebener wird und Pigmentflecken hinzukommen.

Wie wirkt Retinol?

Retinol wirkt in den obersten Hautschichten durch eine feine Abschuppung und in den tieferen Hautschichten durch Stimulation der Kollagensynthese. Hinzu wird die Talgproduktion gedrosselt, sodass das Hautbild feinporiger wird.

Wie lange dauert es, bis ich eine Veränderung an der Haut sehe?

Das geht leider nicht über Nacht. Es gibt Studien, die das untersucht haben und es braucht acht bis zehn Wochen bis die vollen Effekte da sind. Man muss also etwas geduldig sein und es kontinuierlich anwenden.

Was unterscheidet Retinol von anderen Wirkstoffen wie Hyaluronsäure?

Bei Produkten mit Retinol muss man wissen, wie sie anzuwenden sind, weil einfach mehr „Power“ dahinter ist. Man bekommt mehr Effekt, aber potenziell eben auch mehr Irritation, die auftreten kann. Doch mit der richtigen Aufklärung und dem Beachten der korrekten Anwendung kann da nichts passieren.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen Retinol und anderen Wirkstoffen?

Ich würde grundsätzlich nicht zu viel auf einmal machen. Gerade, wenn man auch peelende Substanzen verwendet, wie Fruchtsäurepeelings, würde ich das nicht am gleichen Tag wie Retinol anwenden. Das wäre für die Haut zu viel. Man sollte sich an Retinol lieber langsam herantasten und schauen, was die Haut verträgt. Jeder Hautzustand ist individuell. Manche Menschen haben eine weniger empfindliche oder trockene Haut, sie können es häufiger anwenden oder auch begleitend andere Substanzen nehmen.

Aber, dass eine chemische Reaktion stattfindet, kann nicht passieren?

In der Regel nicht. Wir verwenden das Serum abends und am Morgen wird es dann wieder abgewaschen.

Für welchen Hauttyp ist Retinol geeignet?

Produkte mit Retinol können von jedem Hauttyp und allen Menschen genutzt werden. Vorsichtig würde ich bei aktiven und entzündlichen Hautstellen im Gesichtsbereich sein, wie bei einer Rosazea oder perioralen Dermatitis. Gleiches gilt bei Kontaktallergien auf bestimmte Inhaltsstoffe, die im Produkt enthalten sind. Ansonsten lässt sich Retinol bei trockener Haut, aber auch bei normaler bis Mischhaut verwenden. Besonders Menschen mit fettiger Haut können von Retinol sehr profitieren, da der Wirkstoff die Talgproduktion etwas zurückfährt. Bei trockener Haut sollte darauf geachtet werden, dass man an Tagen, an denen man das Retinol-Produkt nicht anwendet, eine reichhaltige Basispflege nutzt.

Kann ich Retinol auch am Körper verwenden?

Ja, theoretisch kann man es auch am Körper anwenden. Meist wird es jedoch im Gesicht, Hals und Dekolleté genutzt, denn das sind die Areale, die vom Sonnenlicht am meisten betroffen sind und wo in der Regel eine vorzeitige Hautalterung eintritt.

Nimmt man den Wirkstoff auch innerlich ein oder nur äußerlich?

Ärzte verschreiben Retinoide auch innerlich zum Beispiel in Form von Tabletten, aber auch äußerlich in Form von hoch dosierten Cremes für schwere Akneerkrankungen oder Lymphome der Haut. Wenn wir jetzt hier über Retinol sprechen, konzentrieren wir uns auf den ästhetisch-kosmetischen Bereich mit einer äußerlichen Anwendung und in einer geringeren Dosierung.

Ab welchem Alter kann ich Retinol nutzen?

Viele Menschen fangen bereits Anfang oder Mitte 20 mit Retinol an. Hierbei sollte es stets mit UV-Schutz in der Früh kombiniert werden. Denn das sind die zwei besten „Anti-Aginging“ Mittel.

Darf ich Produkte mit Retinol in der Schwangerschaft verwenden?

Nein. Von einer Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit ist absolut abzuraten.

Worauf sollte ich beim Kauf von Retinol achten?

Beim Kauf eines Produkts mit Retinol schaue ich zunächst auf die Inhaltsstoffe. Denn nicht überall da, wo Retinol draufsteht, ist auch Retinol enthalten. Ich würde auch empfehlen, eher auf kleine Packungsgrößen zurückzugreifen. Je länger man ein Kosmetikprodukt lagert, umso wirkungsärmer kann es werden. Das lässt sich leider auch nicht durch Verpackungen aufhalten. Besonders nicht bei Retinol, da es so ein aktiver Wirkstoff ist. Daher das Produkt lieber konsequent nutzen und zügig aufbrauchen. Ein Tipp zum Aufbewahren: Das Produkt dunkel und kühl lagern – am besten im Kühlschrank.

Hautärztin Dr. med. Anne Gürtler

Dr. med. Anne Gürtler arbeitet als Hautärztin und Ernährungsmedizinerin an der dermatologischen Universitätsklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Sie ist Teil des ärztlichen Teams der Akne und Rosazea Spezialsprechstunde sowie der Abteilung für operative und ästhetische Dermatologie. Ihre wissenschaftliche Arbeitsgruppe erforscht im Rahmen von klinischen Studien den Einfluss der Ernährung auf den Schweregrad von Hauterkrankungen. Darüberhinaus schreibt sie für nkm Blogartikel, in denen sie dermatologische Fragen beantwortet und ernährungsmedizinische Empfehlungen für eine gesunde Haut ausspricht. Ihrem klinischen Alltag kannst du auf Instagram unter @dermahealthnutrition folgen.

Hautärztin Dr. med. Anne Gürtler

Dr. med. Anne Gürtler arbeitet als Hautärztin und Ernährungsmedizinerin an der dermatologischen Universitätsklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Sie ist Teil des ärztlichen Teams der Akne und Rosazea Spezialsprechstunde sowie der Abteilung für operative und ästhetische Dermatologie. Ihre wissenschaftliche Arbeitsgruppe erforscht im Rahmen von klinischen Studien den Einfluss der Ernährung auf den Schweregrad von Hauterkrankungen. Darüberhinaus schreibt sie für nkm Blogartikel, in denen sie dermatologische Fragen beantwortet und ernährungsmedizinische Empfehlungen für eine gesunde Haut ausspricht. Ihrem klinischen Alltag kannst du auf Instagram unter @dermahealthnutrition folgen.

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