Wer einmal eine Creme selber hergestellt hat, den lässt das Selbstrühren nicht mehr los. Denn mit nur einer Rezeptur gibt es so viele Möglichkeiten: Körpercremes, Gesichtscremes, Hand- und Fußcremes... der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Zum echten Selbstrührer wird man, wenn man das erste Mal Wasser und Fett zu einer satten, seidigen Emulsion verrührt hat. Dieser Moment ist sehr besonders – der Start in eine vielseitige Rührkarriere!
Mareike, GründerinWas ist eine Creme?
Eine Creme besteht hauptsächlich aus drei Komponenten: Wasser, Fett und Emulgator. Ein Emulgator hat eine fettliebende und eine wasserliebende Seite. Er verfügt über die Eigenschaft, die normalerweise nicht-mischbaren Stoffe Wasser und Fett zu einer seidig weißen Creme zu vereinen. Der Begriff „Creme“ ist dabei eher umgangssprachlich: Technisch korrekt nennt man es eine „Emulsion“.
Aufschlüsselung der Grundrezeptur
70 bis 80 % Wasserphase
Feuchtigkeitsgrundlage (Hydrolat, destilliertes Wasser, …)
Feuchthaltemittel (Glycerin, …)
Wasserlösliche, nicht hitzeempfindliche Wirkstoffe (Extrakte, Salze, …)
20 bis 30 % Fettphase
Butter (Pflaumenkernbutter, Sheabutter, …)
Basis-Öle (Mandelöl, Traubenkernöl, Distelöl, …)
Emulgator (Glycerinstearat SE, Cetylalkohol)
Abkühlphase
Verdickungsmittel (Xanthan, …)
Pflanzenextrakte (Aloe Vera, …)
Konservierungsmittel (Cosgard, Pentylene Glycol)
O/W- oder W/O-Emulsionen?
Oil-in-Water-Formulierungen (O/W) sind komplexer als Water-in-Oil-Formulierungen (W/O)
Bei O/W-Cremes werden die Ölmoleküle mikroskopisch klein in den Wassermolekülen verteilt. Unter Selbstrührern zählen sie zu den fortgeschrittenen Formulierungstechniken, da sie anfälliger sind für mikrobielles Wachstum und auch beim Herstellungsprozess anspruchsvoller sind als W/O-Formulierungen. O/W-Cremes sind leichte, hochviskose Cremes wie Reinigungslotionen. Merken kann man sich: O/W-Cremes sind im Aufbau ähnlich wie Kuhmilch.
Water-in-Oil-Formulierungen (W/O) sind haptisch dickere, leicht zu stabilisierende Cremes
Meist beginnen Selbstrührer mit Cremes, bei denen die Wassermoleküle in den Fettmolekülen dispergiert sind: W/O-Emulsionen. Durch die hohe Fettphase sind diese im Vergleich zu O/W- Formulierungen haptisch eher dickere Cremes. Merken kann man sich: W/O-Cremes sind im Aufbau ähnlich wie Butter.
Welchen Emulgator wähle ich für meine Creme?
Die Wahl des Emulgators beeinflusst maßgeblich das Ergebnis der fertigen Creme. Lies dir hierzu den Beitrag zu Emulgatoren und deren Auflistung durch. Dort findest du ein Kurzprofil zu jedem Emulgator, den wir bei NKM verwenden. Je nach O/W- oder W/O-Formulierung wird unterschieden in zwei Emulgator-Arten:
W/O-Cremes nutzen Emulgatoren
Naturkosmetische Emulgatoren haben eine pflanzliche Basis und verfügen über verschiedene Eigenschaften. Meist werden mehrere Emulgatoren kombiniert, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Cetylalkohol mit Glycerinstearat SE ist eine typische Kombination. Viele Emulgatoren benötigen bei der Verarbeitung Hitze.
O/W-Cremes nutzen Lethicin
Lethicine sind die einzigen fast unbehandelten Emulgatoren. Sie sind auch ein natürlicher Bestandteil von Eigelb und der Grund dafür, dass aus Eigelb und Fett Mayonnaise entstehen kann. Lethicine sind jedoch nicht potent genug, um stabile W/O-Cremes zu emulgieren, und sollten nicht in Mengen über 10 % eingesetzt werden.
Eine Creme ohne Konservierungsmittel?
Alle wasserhaltigen Produkte sind anfällig für mikrobielles Wachstum und haben ohne Konservierungsmittel daher praktisch keine Haltbarkeit. Damit sich die Mühe der Kosmetikherstellung lohnt und das Produkt nach wenigen Tagen nicht zu Hautirritationen führt, statt zu pflegen, ist eine Konservierung mit naturkosmetisch zugelassenen Konservierern wie Pentylene Glycol oder Cosgard notwendig.
In Ausnahmefällen können Portionen der frisch hergestellten Creme im Tiefkühlfach eines nur für kosmetische Zwecke genutzten Kühlschranks eingefroren und zur direkten Verwendung aufgetaut werden.
Fallbeispiel
Wir wollen nach dem Grundrezept eine einfache Creme selber herstellen. Auf dieser Grundrezeptur kann man dann Schritt für Schritt weitere Wirkstoffe und Komplexität aufbauen.
Hierfür benötigen wir folgende Dinge:
Rohstoffe |
Zubehör |
---|---|
Rosenhydrolat |
Formulierungshandbuch |
Glycerin |
Rührgerät (Aufschäumer, ...) |
Pflaumenkernbutter (oder Sheabutter) |
Waage |
Xanthan transparent |
2 bis 3 x Becherglas |
Mandelöl |
Messlöffel |
Glycerinstearat |
Thermometer |
Pentylene Glycol |
pH-Messstreifen |
Milchsäure |
Tipps & Tricks
Dokumentiere unbedingt deine ersten Rührversuche.
Gehe das Rühren einer Creme erst einmal langsam an. Die ersten Cremes können zu dick, zu körnig oder zu flüssig werden. Lass dich nicht entmutigen und schreibe die erforderlichen Änderungen fürs nächste Mal auf!
Cremes zu rühren stellt den nächsten Schritt in deiner Rührkarriere dar.
Wenn du dir mit deinen eigenen Kreationen noch unsicher bist, besorge dir die DIY Reparierende Feuchtigkeitscreme und rühre zunächst nach einer detaillierten Anleitung.
Nicht alle Hydrolate sind bereits konserviert.
Je nach Konservierung des Hydolates ändert sich auch die Einsatzkonzentration des Konservierungsmittels!
Grundrezeptur
Hier ist das Basisrezept, nach dem wir die Creme anrühren. Der Rührvorgang ist in verschiedene Phasen unterteilt, in denen die einzelnen Inhaltsstoffe zum Einsatz kommen. In der Spalte „Kategorie” sehen wir, welche Funktion der jeweilige Rohstoff innerhalb der Rezeptur übernimmt. Die %-Spalte gibt an, wie viel Prozent des Rohstoffs für die Rezeptur verwendet werden. Diese Angabe ist besonders hilfreich, da sie es leichter macht, die genaue Grammzahl der Rohstoffe für jede beliebige Produktmenge auszurechnen.
Wir wollen heute eine 50 ml Creme anrühren. Hierfür brauchen wir von jedem Inhaltsstoff die in Spalte „gr“ angegeben Mengen.
Häufig wiegt man etwas zu viel des Rohstoffs ein, hierfür ist die Spalte „tM“ gedacht. Dort vermerkst du die tatsächliche Menge, die du einrührst, um dir bei Gefallen des Endprodukts später das Nachrühren zu erleichtern.
Basisrezept für eine Creme:
Phase |
Inhaltsstoff |
Kategorie |
% |
gr |
Hinweis |
---|---|---|---|---|---|
A |
Rosenhydrolat (mit 5% Pentylene Glycol konserviert) |
Basis |
64,8 |
32,4 |
Solltest du unkonserviertes Hydrolat verwenden, sind es 61,5 % Hydrolat und 8,3 % Pentylene Glycol. |
B |
Mandelöl |
Basis |
15,0 |
7,5 |
|
B |
Pflaumenkernbutter |
Basis |
5,0 |
2,5 |
|
B |
Glycerinstearat SE |
Funktional |
5,0 |
2,5 |
|
C |
Glycerin |
Funktional |
5,0 |
2,5 |
|
C |
Xanten transparent |
Funktional |
0,2 |
0,1 |
|
D |
Pentyle Glycol |
Funktional |
5,0 |
2,5 |
Anleitung ‒ Lasst uns gemeinsam rühren
Folge den Anweisungen. Das Rezept ist in einfache Schritte aufgeteilt
Schritt 1
Wiege das Hydrolat in das erste Becherglas. Das ist deine Wasserphase. Nun wiege das Mandelöl, das Glycerinstearat und die Pflaumenkernbutter in ein zweites Becherglas. Das ist deine Fettphase. Erhitze beides auf 70 °C. Vermenge dann das Glycerin und das Xanthan in einem kleinen Gefäß und stelle dieses zunächst beiseite.
Schritt 2
Gib langsam die Fettphase in die Wasserphase und rühre währenddessen bei voller Kraft mit deinem Rührgerät. Staune darüber, wie aus beidem eine weiße Masse entsteht, und rühre durchgängig für fünf Minuten.
Schritt 3
Gib den Glycerin-Xanthan-Mix zu deiner entstandenen Emulsion und rühre, bis die Emulsion auf Handwärme (unter 40 °C) abgekühlt ist. Je kühler die Emulsion, desto fester wird die Konsistenz in der Haptik.
Schritt 4
Folge den Anleitungen zu Pentylene Glycol und konserviere die erkaltete Emulsion wie vorgegeben mit 5 %.
Schritt 5
Kontrolliere den pH-Wert deines Produkts. Wenn du dich erinnern möchtest, wie man den pH-Wert kontrolliert, sieh dir noch einmal unsere Seite zum pH-Wert an.
Geschafft!
Herzlichen Glückwunsch! Du hast deine erste Creme nach einer Grundrezeptur angerührt. Jetzt kannst du dich langsam steigern, nach jedem Mal Anrühren weitere Wirkstoffe zur Grundrezeptur hinzufügen und so Komplexität aufbauen. Notiere dir auf jeden Fall auch immer deine Fortschritte!
Häufige Fragen
Meine Creme hat sich nach einiger Zeit wieder aufgeteilt
Temperaturen haben viel mit der Konsistenz und dem Ergebnis der Creme zu tun. Achte darauf, deine Fettphase nicht zu frittieren und trotzdem die erforderliche Mindesthitze für den Emulgator zu berücksichtigen. Eine Trennung der Phasen kann auch aufgrund einer hohen mikrobiellen Belastung entstanden sein.
Meine Creme ist zu flüssig/zu fest:
Spiele mit den Prozentangaben deiner Fettphase. Je mehr Fette du hinzugibst, desto mehr Emulgator benötigst du. Je höher der Anteil der Fettphase, desto fester die Creme ‒ und andersherum!
Wenn ich die Öle verändere, erhalte ich ein anderes Ergebnis als zuvor:
Einige Rohstoffe, wie beispielsweise Kakaobutter, härten noch 24 Stunden nach dem Rührvorgang nach. Wenn du die Pflaumenkernbutter gegen Kakaobutter tauschst, wirst du erst eine flüssigere, dann eine festere Creme erhalten. Notiere deine Beobachtungen im Abstand von 0, 24 und 48 Stunden nach deinem Rührvorgang.
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