Deine Lieblingsprodukte selbst nachrühren

Mareike Peters Gründerin

Ausgestattet mit einem Verständnis für Grundrezepturen und einem Nachschlagewerk für INCI-Bezeichnungen ist es gar nicht schwer, die Rezeptur der liebsten Kaufkosmetik abzuleiten.

Die INCI-Liste

Die INCI-Liste muss obligatorisch alle enthaltenen Rohstoffe benennen

Jedes kosmetische Erzeugnis, das in Europa verkauft wird, muss eine sogenannte INCI-Liste aufweisen. „INCI“ steht für „Internationale Nomenklatur kosmetischer Inhaltsstoffe“ oder auf Englisch: „International Nomenclature Cosmetic Ingredients“. Da diese Liste jeden enthaltenen Inhaltsstoff aufführen muss, können wir uns von dieser Liste ganz leicht die Rohstoffe heraussuchen, aus denen wir ein Rezept ableiten wollen.

Die INCI-Bezeichnungen sollten für eine einfachere Handhabung ins Deutsche übersetzt werden

INCI-Begriffe sind sprachenübergreifend, damit sie in ganz Europa verstanden werden. So wird Rosenhydrolat beispielsweise als „Rosa Damascener Flower Water“ angegeben: Dieser Name verrät uns bereits, dass es sich um das Blütenwasser einer Rosensorte handelt, genauer gesagt um die Gruppe der Damaszener. Es lohnt sich, jeden einzelnen Begriff zunächst in seine deutsche Bezeichnung zu übersetzen.

Die Reihenfolge der INCI-Liste bestimmt, wie viel von welchem Rohstoff enthalten ist

Die Regel besagt: Die Inhaltsstoffe eines Produkts werden entsprechend ihrer Einsatzkonzentration in absteigender Reihenfolge angegeben. Ausnahmen gelten ab einem Wert unter 1 %: Alle Rohstoffe, die mit weniger als 1 % enthalten sind, dürfen nach Belieben notiert werden. Am Ende der Liste aller Inhaltsstoffe stehen die Sensibilisatoren: Das sind die Stoffe, die in ätherischen Ölen enthalten sind und einen Hinweis für Allergiker geben.

Aus der INCI-Liste eine Rezeptur ableiten

Nun bedarf es zweier Schritte: Zuerst muss anhand der Art der Inhaltsstoffe und ihrer Anordnung erkannt werden, welcher Grundrezeptur die Formulierung zuzuordnen ist. Anschließend müssen, ähnlich wie bei einem Sudoku-Rätsel, auf der Grundlage empfohlener Einsatzkonzentrationen und anhand der Reihenfolge der INCI-Liste die Prozentangaben der Rezeptur errechnet werden.

Schauen wir uns folgende INCI-Liste an:

Rosa Damascena Flower Water, Polyglyceryl-3 Rice Branate, Ribes Nigrum Seed Oil, Glycerin, Pentylene Glycol, Butyrospermum Parkii Butter, Niacinamide, Sodium Hyaluronate, Xanthan Gum, Citric Acid, Linalool.

Anleitung

PHASE (zu Schritt 4) INHALTSSTOFF KATEGORIE %
A Rosenhydrolat Basis
B Johannisbeersamenöl Basis
B Emulgator PG3R Funktional 15%
B Sheabutter Basis
C Glycerin Funktional < 10 %
C Xanthan Funktional < 0,5 %

PHASE (zu Schritt 5) INHALTSSTOFF KATEGORIE %
A Rosenhydrolat Basis
B Johannisbeersamenöl Basis 5 %
B Emulgator PG3R Funktional 15%
B Sheabutter Basis 5%
C Glycerin Funktional 4 %
C Xanthan Funktional 0,2 %

Tipps & Tricks

Ein guter Produktentwickler kennt viele der gängigen INCI-Bezeichnungen auswendig.

Sie helfen dir, Marketing-Aussagen zu ignorieren und den wahren Kern eines Produkts offenzulegen.

Die genaue Bezeichnung lässt auf die Qualität der Rohstoffe schließen.

Bleiben wir beim Beispiel Rosenhydrolat: „Rosa Damascener Flower Water“ ist die INCI für ein Hydrolat, und „Aqua, Parfum“ die INCI für destilliertes Wasser mit (meist) synthetischem (Rosen-)Parfum.

Einige Inhaltsstoffe haben eine geringe empfohlene Einsatzkonzentration.

Seid demnach nicht traurig, wenn das wundheilungsfördernde Allantoin erst ganz am Ende genannt wird. Es wirkt optimal, wenn es mit 0,05 bis 0,5 % dosiert ist!

Die Rezeptur wird nicht zu 100 % die gleiche sein.

Das ist unmöglich – und auch witzlos! Ein Rezept kann sich nur mit jedem Rührversuch immer weiter an die Originalrezeptur annähern, vor allem, wenn man die Konsistenz und Farbe, den Geruch und die Wirkung des Produkts und nicht nur die INCI-Liste kennt!

Die Wirkung wird sehr ähnlich sein.

Ein Produkt ist immer die Summe der ihm zugeführten Rohstoffe. Stimmen die Rohstoffe hinsichtlich Qualität und Reinheit, so ist Reverse Engineering bei der Produktentwicklung ein tolles Tool.

Das Ergebnis stimmt überhaupt nicht mit dem Original überein.

So erfährt man eventuell eine ganze Menge über die Qualität der Rohstoffe. Hochwertige, naturbelassene und kaltgepresste Öle haben typischerweise einen charakteristischen Duft und eine bestimmte Farbe. Oft werden auch bei teurer Naturkosmetik für ein einheitliches Produkterlebnis raffinierte Öle verarbeitet. Verwendet der Selbstrührer hingegen Rohstoffe von höherer Qualität, kann das am Ende Einfluss auf Duft, Farbe und Haptik haben.

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